Zweitens – 10% Nimmer
Seufzend lasse ich die Tür ins
Schloss fallen und werde sofort von der Schwärze umgeben. Meine Finger fahren
die von Raufasertapete überzogene Wand entlang, bleiben kurz an einem kleinen
Loch hängen, welches ich zuvor noch nicht bemerkt hatte und finden schließlich
den schmalen Lichtschalter, der ich mit einem leisen Klacken umgelegt wird. Es
ist eisig kalt und mein Atem in dem flackernden Licht der Lampe erkennbar. Eben
diese scheint aus dem vorigen Jahrhundert zu stammen, so wie die Küche selbst
auch und passt gar nicht zu den modernen, wenn auch etwas verratzten
Umzugskartons.
Es Flackert, ich werfe den Schal
auf den nächstbesten Kartonstapel und dann erlischt das Licht. „Ach, fuck. So
eine elende…“, zische ich leise, taste wieder nach dem Schalter und schiebe
diesen hoch und runter und hoch und runter. Bis auf ein Summen und ein
erneutes, kurzes Flackern, passiert nichts. Wieder schiebe ich ihn hoch, durch
die Fenster dringt das Licht der Scheinwerfer, ich starre zur Lampe hinauf,
irgendwo sind Sirenen zu hören. Wieder wird der Schalter hochgeschoben und
wieder nach unten, ein Knall, ich zucke zusammen und sehe in den kleinen Funkenregen.
Mein eigener Schrei, aus Wut, Überraschung und dank des Schmerzes wegen des
grellen Lichts, hallt dabei ebenfalls von den leeren Wänden wieder.
Wegen der plötzlichen Helligkeit
kneife ich die Augen zusammen, rieche dass die Lampe wohl endgültig den Geist
aufgegeben hat und sehe mich dann zwinkernd um, ob irgendeiner der Kartons
Feuer gefangen hat. Nichts, aber der Geruch ist so auch schon unangenehm genug,
hängt mir in der Nase und lässt meine Augen tränen.
Ich stehe einfach da und stelle
fest, dass ich es in dieser Wohnung keine weitere Minute mehr aushalte ohne zu
weinen. Es tut beinahe körperlich weh, weswegen ich mir den Schal greife, dabei
ein paar weitere Kisten umwerfe, was mich aber nicht stört. Sie stehen seit
Wochen hier und ich habe sie nicht angerührt, nicht mehr, seitdem er… . Hart
schlucke ich den Gedanken hinab, versuche es zusammen mit dem Klos und drehe
mich zitternd um, die Tür hinter mir ins Schloss werfend.
Laut hallen meine Schritte im
Treppenhaus wieder, die Stufen knarren und beinahe kommt es mir so vor, als
würde der Boden schwanken. Das liegt bestimmt am hohen Wellengang. Beinahe
hätte ich gelacht, manchmal brauche ich Tage um mich wieder an Land zu
gewöhnen. Mein… er… ach egal.
Ich schüttle den Gedanken ab, will
abwesend auf mein altes Handy sehen, welches von dieser schicken Spiderapp
geziert wird und stelle fest, dass ich eben dieses wohl in meiner Tasche haben
muss. Immerhin habe ich etwas Geld bei mir und meinen Ausweis, denn sie
überprüfen überall den Ausweis, so will es das Gesetz.
Gott schütze Amerika.
Auch die Haustür schlägt laut zu,
der wenige, bereits gestreute Kies knirscht unter meinen ausgewetzten Stiefeln.
Die eine Sohle löst sich bereits ein bisschen, klappt nach hinten, wenn ich mit
dem Fuß zu nahe über den Boden streife. Es ist kalt, wesentlich kälter als
zuvor, zumindest kommt es mir so vor. Das Rauschen ist dominant, wie meist, die
immerzu feuchte, salzige Luft, aber der Geruch nach Winter, er will einfach
nicht aufhören. Knirsch, Knirsch, Plonk, Plonk und kurz sehe ich nach unten,
versuche zu erkennen, woher das hölzerne Geräusch kommt und schrecke auf, als
ein Auto direkt neben mir lautstark anfängt zu hupen.
„Verdammter Penner“, kommt es mir
über die kalten Lippen. Ich blinzle, laufe von Laterne zu Laterne. Sie sehen im
Dunkeln aus wie flackernde, tanzende Lichter, was aber daran liegt, dass die
meisten einfach ewig nicht gewechselt wurden und den Geist aufgeben. Eine
Gruppe Roadies kommt mir schwankend entgegen, aus eben dem Pub, das ich
ansteure. Sie haben die Arme um die Schultern des jeweils anderen gelegt, damit
sie nicht umfallen und ihre Schnapsflaschen in der Hand.
„Un i..ich sahe eeeuch, s wird nich
mer wämr“, lallt der eine und zieht sein Bein nach. Ich fange die Tür ab bevor
sie hinter ihnen zufällt, ignoriere ihr Gepöbel: „Aye, was is das fr n dürrer
Bengel.“ Und dann werden ihre Stimmen einfach abgeschnitten, von der alten
Holztür, die die Kälte draußen und vor allem die Wärme drinnen hält.
Nur trüb erhellen die wenigen
Lichter den Schankraum, der alte Dielenboden knarrt unter meinen Füßen,
vollgesogen von dem ewig feuchten Boden. Du
wirst es nie lange ohne die See aushalten, du bist eben doch mein Sohn.
Wieso kann er mich nicht in Ruhe lassen, nach all den Jahren, in denen ich ihn
nicht gesehen habe.
„Ey, Smee“, schallt es mir
entgegen, einige Köpfe wenden sich mir zu und ich ignoriere die allgemeine
Belustigung. Ja, ich heiße Smee. Lustig, so unglaublich lustig. Ist ja nicht so
als hätte ich mir diesen Namen ausgesucht, einmal in den Lostopf gegriffen und
sich die dümmste Anspielung zu sichern. Und dann auch noch Junior. Danke, ich
möchte mich bei wirklich allen bedanken, die auf diese Idee gekommen sind.
Nun ja, aber besser einen
Nachnamen, als irgendeinen vom Staat vergebenen. Zumindest rede ich mir das
ein, als ich mit zusammen gebissenen Zähnen den kleinen Raum durchquere. Dort,
unter dem schummrigen Licht einer alten Lampe, sitzt, wie könnte es auch anders
sein, Ango. Genau die Person, auf die ich heute gut verzichten könnte.
„Na, hat es dich auch mal wieder in
dieses Loch verschlagen?“, fragt er und ich bleibe zögernd vor dem ansonsten
leeren Tisch stehen, ignoriere sogar den Stuhl, welchen er zurückzieht. Ich
zögere, er grinst in sich hinein und am liebsten würde ich ihm eben dieses
Grinsen aus dem Gesicht schneiden, mit meinem Messer. Ich schüttle den Kopf,
muss fast lachen. Welches Messer? Das aus einem meiner Umzugskartons, in der
unpersönlichen Wohnung, in welcher nicht einmal das Licht funktioniert noch
klares Wasser aus den Leitungen kommt.
Er klopft auffordernd auf den Sitz
und schließlich, mit einem Seufzen, lasse ich mich nieder. „Hab gehört du
wurdest rund gemacht“, spricht er natürlich sofort das an, was ich gar nicht
hören möchte. Wäre ich einfach bei dem kaputten Licht und in der leeren Wohnung
geblieben. Ich mustere ihn, seine hellen, grünen Augen, die seinem Bruder so
ähneln, nur dass man ihm den Schalk immer ansieht. Oft bin ich mir nicht
sicher, ob er mich einfach nur aufzieht, sich rund um die Uhr lustig macht oder
aber tatsächlich ernsthaft Mitleid haben könnte.
Man ist in dieser Stadt gefangen,
einfach gefangen. Man wird hinein geboren, auch wenn ich aus dem tiefsten,
dunkelsten Loch gekrochen bin und sich nur durch Zufall jemand meiner erbarmt
hat. Willkommen in der Realität, willkommen im 21 Jahrhundert. Keiner hat
Hunger, ach, und Armut wollten wir auch schon lange einmal abschaffen. Hat
alles ja ganz hervorragend funktioniert.
Wortlos wird mir ein Bier vor die
Nase gesetzt. Wie aufmerksam.
„Mein Beileid, wegen deines
Verlustes“, sagt Jim, der humpelnde Jim. Er hat im Krieg sein Bein verloren,
nur ist mir etwas Schleierhaft, welchen Krieg er meint. Aber nein, er erzählt
das schon immer und zwinkert dann. So einfach ist das und keiner hinterfragt
es. Vielleicht ja der Krieg seines Verstandes gegen die Alkoholsucht, da gibt
es nun einmal Verluste.
Den bitteren Geschmack im Mund
versuche ich mit dem Bier runter zu schlucken, nehme einen großen Schluck, noch
einen und stelle mit einem zu lauten Knall das Glas zurück. Ango mustert mich, die
dunklen Augenbrauen dabei spöttisch hochgezogen und kleine Lachfältchen um die
Augen, aber sein Gesicht wirkt tatsächlich etwas… betrübt. Ein besseres Wort
will mir dafür nicht einfallen.
„Vielleicht solltest du einfach
einmal etwas rauskommen. Ich meine, du bist ja nicht dumm und dir etwas frei
nehmen“, fängt er an und diese Gefühlsduselei geht mir unglaublich auf die
nicht vorhandenen Eier.
„Ach und wie? Ich gehe einfach zu
meinem Boss, deinem Bruder, welcher mich heute vor der gesamten
Geschäftsführung lächerlich gemacht hat und schlage ihm vor, dass ich gerne
einmal ein paar Tage frei hätte. Ein bisschen Ausspannen“, platzt es aus mir
heraus und wir sind am selben Punkt angekommen wie schon die Tage zuvor.
Wahrscheinlich bin ich selbst
längst Alkoholabhängig und habe es einfach nicht registriert. Immerhin sind es
nun schon sechs Wochen in denen ich jede Nacht nachhause wanke. Wieder setze
ich das Bier an, ziehe es hinab und hebe die Hand, noch während ich den letzten
Schluck im Mund habe, um mir ein weiteres zu bestellen.
Es ist alles schwer, das ganze
Leben ist schwer und der Alkohol macht es erträglicher. Nicht leichter, aber
immerhin vergesse ich ein bisschen, habe Lücken und schlafe tatsächlich mal
wieder. Außerdem ist er dann meistens still. Das zweite Bier landet vor mir,
ich ignoriere Ango dezent. Er seufzt aus und streicht sich durch die dunklen
Haare, was dazu führt, dass sich ein paar Strähnen aus seinem lockeren Zopf
lösen. Dass er mit den kurzen Härchen überhaupt einen Zopf zustande bekommt.
„SJ“, beginnt er, benutzt
tatsächlich das erwünschte Kürzel und ich hebe das Bier, proste ihm gespielt zu,
dabei überfreundlich lächelnd, um auch dieses hinab zu stürzen. Und ja, der
Alkohol schlägt an, zumindest wenn man ihn in diesem Tempo und auf nüchternen
Magen trinkt. Apropos, wann habe ich eigentlich zuletzt etwas gegessen?
„Du hättest allen Anspruch auf
einen Urlaub. Es waren größere Projekte und jeder sieht, dass du immer mehr…“,
lässt er einfach nicht locker und ich setze tatsächlich ab, kurz vor dem
letzten Schluck, um ihn über den Tisch hinweg zu mustern. „Dass ich immer mehr
was…?“, frage ich, ein bisschen aggressiv vielleicht und blinzle, als etwas im
Augenwinkel kurz aufleuchtet. Es summt hell und ich versuche dem tanzenden
Lichtpunkt mit den Augen zu folgen, blinzle wieder und stelle fest, dass es
sich lediglich um eine Kerze handelt.
Das nächste Bier, immerhin bekundet
er nicht bei jedem Bier sein Beileid. „Dass du… du brauchst das einfach. Statt
dich volllaufen zu lassen, solltest du einfach akzeptieren, dass er tot ist“,
seine Stimme hallt seltsam, kommt nur noch dumpf bei mir an und trotzdem
schneiden diese Worte tief. Still mustere ich Ango, sein feingeschnittenes
Gesicht. Er ist wirklich gutaussehend, hat aber im Gegensatz zu seinem Bruder
nie etwas mach lassen. Wieder das Flackern, die Kerzen brennen nieder, lange
wird nicht mehr offen sein.
Meine Umgebung verschwimmt, ich
nehme wieder einen Schluck und die angenehme Wärme breitet sich aus. Sein
Gerede geht einfach unter, eine seltsame, beinahe schon reine Stille legt sich
über meine Ohren und ein sanftes Lächeln auf meine Lippen. Ja, er ist tot.
Ich schrecke vom Tisch hoch, öffne
die Augen und lasse sie sofort wieder zufallen, laut aufstöhnend. „Wir gehen“,
höre ich es in meinem benebelten Geist und will mich gegen die rauen Hände
wehren, die mich von dem knarrenden, alten Stuhl ziehen. Geschrei und Gegröle
erfüllt die Spelunke, es riecht nach Rum, Schweiß, Erbrochenem und Gischt. Das
laute, kreischende Gelächter der Dirnen scheint mein Trommelfell zu zerreißen
und ich frage mich, wie lange ich weg war, dass ich bereits wieder nüchtern
werde.
„Nein, lass mich“, versuche ich
mich los zu reißen, komme schwankend auf die Beine und jemand greift mir unter
die Achseln, stützt mich. Durch das wilde Treiben hindurch steigen wir Richtung
Ausgang, ein paar Schüsse, schallendes Gelächter und irgendwo quiekt ein Schwein.
Meine Füße bleiben an etwas am Boden hängen, beinahe zieht es mir den Stiefel
dabei aus und das Ding gibt ein schnarchendes Geräusch von sich. Alle sind sie
nur betrunken, immerzu betrunken, ich ebenfalls.
„Aye, wir gehen“, wiederholt er
sich, weicht geschickt ein paar hereinstürmenden Betrunkenen aus, welche sich
bereits mit den Säbeln gegenseitig an die Kehle gehen und tritt dann die aus
wenigen Brettern zusammen gehämmerte Tür auf. Es ist noch nicht hell, trotzdem
blendet es und ich kneife die Augen zusammen, lasse den Kopf hängen und stelle
fest, dass eben dies nur noch mehr dafür sorgt, dass sie alles dreht. Ein
erstes Würgen, Ango schleift mich weiter, trägt mich mittlerweile.
„Das ist aber nicht sehr Ladylike“,
meint er gedämpft und schleppt mich den Steg entlang. Es Rauscht, weit
entfernt, vom Wasserfall, der einzige Ort, der noch nicht zugefroren ist, aber
selbst er wird irgendwann der Kälte zum Opfer fallen und wir alle mit ihm. Die
Schiffe sind festgefroren, wir sind alle festgefroren, wir werden alle sterben,
so wie mein Alter, alle sterben.
Nur dass er sich bereits vor Wochen
verabschiedet hat, einfach so. Und bis zu diesem Zeitpunkt dachte ich
eigentlich auch, dass mir das egal sei.
Würgend und zuckend lehne ich mich
vor, Ango hält tatsächlich inne und dann kommt der erste, bittere Schwall über
meine Lippen. Ich schließe den Mund, atme schwer ein und aus, versuche das
erneute Würgen irgendwie zu unterdrücken, was zur Folge hat, dass mir das
Erbrochene mit einigem Druck erst aus Nase und dann Mund kommt. Die tränenden
Augen leicht geöffnet sehe ich über den Rand des Steges hinab zum Wasser, kann
meine eigene Kotzlache auf dem Eis begutachten und wie diese dampfend ebenfalls
erstarrt.
Mein Vater ist tot, der Mann, der
mich aufgenommen hat. Smee ist tot. Und es zerreißt mir das Herz, es tut
unglaublich weh. Der alte Bastard hat mich damals aus den Hurenhäusern gezogen,
wo es von uns Rotzbälgern nur so wimmelte. Wieso genau habe ich nie begriffen,
er meinte immer, es wäre einfach Zufall gewesen, er mochte doch Kinder.
Das war alles lange nach Hooks
Zeit, denn Hook ist seit langem Tod, ja. Und wer nun annimmt, dass ab da alles
Friede-Freude-Eierkuchen war, nun, der irrt. Der Posten des Käptens war frei,
oh, und alle wollten ihn. Die gesamte Crew splittete sich auf, eine Art Krieg
brach aus und zu dieser Zeit wurde ich geboren. Nur Smee verdanke ich es, dass
ich keine Dirne mit 5 Bälgern an der Backe geworden bin. Aber ob da Dank wirklich
angebracht ist.
Als Kind hat er mich entdeckt,
verdreckt und mit den Kötern um einen Knochen streitend. Er meinte, ich
erinnere ihn an einen guten Bekannten, deswegen habe er mich damals nicht
windelweich geprügelt, als ich ihm gegens Bein lief und seine ohnehin dreckige Hose
noch schmutziger machte. Ja, er war früher schon alt gewesen, keiner hatte
überhaupt geglaubt, dass er es so lange machen würde, er selbst ja nicht.
Weißt
du, SJ. Ich dachte ja schon nicht, dass ich den Käptn überlebn würd. Aber dass
ich den Pan überleb, damit habe ich nie gerechnet.
Und all diese Gedanken schießen mir
durch den Kopf, als ich ein letztes Mal ausspucke und dann zurückgezogen werde,
um weiter den Steg entlang zu wanken. Es ist nichts Besonderes an uns, nur zwei
betrunkene Piraten, einer sogar der Sohn vom alten Smee, vom toten Smee.
Denn eigentlich bin ich für alle
ein Mann.
Für alle bis auf einen und eben
dieser zieht mich in Richtung meiner mehr als heruntergekommenen Hütte. Es ist
nur direkten Crewmitgliedern erlaubt auf den Schiffen zu schlafen und natürlich
nur die jeweiligen Käpten haben das Vorrecht auf so etwas wie ein warmes Feuer.
Smith achtet penibel genau auf die Zahlen.
Bei Piraten ist es doch wie bei
Ungeziefer, hat man eines erledigt, kommen hundert nach. Und nach Hook, da
kamen hunderte und sie haben sich abgemetzelt. Und es gab immer kurz einen
neuen Käpten, so kurz, dass wir uns meist nicht einmal die Namen gemerkt haben.
Bis Smith dann plötzlich auftauchte, Eddard Smith und eben dieser steht Hook in
Nichts nach. Nichts, außer dass er auf einer eiskalten, zugefrorenen Insel
festsitzt, zusammen mit Indianern und wilden Tieren. Ein paar verlorene Jungs
sollen noch irgendwo umher streunen, aber die wird die Kälte schnell holen.
Denn nun komme ich zur Misere, dem
Punkt, warum ich beinahe lachen muss und doch vor Verzweiflung weinen möchte.
Mein Vater hat einfach aufgegeben, er hat es uns allen vorgemacht und
aufgegeben. Der Pan ist gestorben, er ist einfach tot und wir mit ihm. Es war
ein rauer Frühlingsmorgen gewesen, eben dieser hielt sich bereits seit dem
Vortag und war doch eigentlich erst um 12 Uhr mittags erwartet worden. Eine
Schlacht gegen die Indianer stand an, wir suchten nach wie vor ihr neues Dorf,
wie wir es schon seit Ewigkeiten taten und die Schiffe waren bereit
auszulaufen, gen Meerjungfrauenbucht.
Und dann zog der Himmel zu, von
einem Moment auf den anderen. Ich konnte beobachten, wie die Wasseroberfläche
gefror, eine kalte, aber dünne Schicht. Der Winter war gekommen, aber niemand
hatte ihn erwartet, er war überpünktlich, so wie der Frühling es gewesen war.
Aber niemand nahm es ernst, das kam halt mal vor, die Uhren liefen ohnehin alle
nicht wirklich gut, da niemand die Zeit wusste. Seit Hook zumindest, damals
waren Uhren verboten gewesen.
Niemand nahm es ernst und aus Tagen
wurden Wochen und daraus Monate. Es wurde immer kälter, die dunklen Wolken am
Himmel dunkler, bis es sich wispernd verbreitete, von Ohr zu Mund und Mund zu
Ohr.
Peter Pan ist tot.
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